2cultures erforscht, wie die eigene kulturelle Wahrnehmung durch Formen, Farben, Materialien & Nutzungsweisen anderer Kulturen inspiriert wurde und wird
Interior Design setzt Farben, Materialien, Muster und Nutzungsweisen unterschiedlicher Kulturen ein
Andaluz
What links 2 Cultures? Andaluz z.B. ist ein Hocker, inspiriert von Elementen westlicher und östlicher Kultur
Andaluz verbindet architektonische Elemente des Ostens mit kulturellen Symbolen des Westens. Andaluz schafft in Form eines Hockers und multifunktionalen Beistelltisches eine Brücke zwischen Menschen, Kulturen und Lebensweisen, die sich über Jahrhunderte gegenseitig beeinflusst haben. Al-Andalus ist der Name eines Staatsgebietes auf der iberischen Halbinsel, in dem Christen, Juden und Moslems bis ins 15. Jhd. zusammen gelebt haben.
Gestaltungselemente reisen zwischen den Kulturen, die sie neu interpretieren und verändern
Elements of Culture
Was verbindet Kulturen?
Mich als Interior Designer interessiert besonders, wie sich Verbindungen unterschiedlicher Kulturen auf die Raumwahrnehmung, Formen, Farben, Muster, Materialien und Nutzungsweisen von Objekten und Räumen auswirken und wie diese Einflüsse zeigen, dass jede Kultur ein Schmelztiegel ist: Formen wie der assyrische, später islamische und schließlich gotische Spitzbogen; Farben als Pigmente und Herstellungsprozesse verbinden Kulturen, weil sie gehandelt werden und in jeder Kultur ihre eigene Bedeutung bekommen können sowie Teile ihrer Geschichte mittragen, wie z.B. Indigo, das aus dem Altgriechischen Indikon als ein Stoff aus Indien übersetzt werden kann. Weil Indigo so intensiv färbte und resistent gegen Ausbleichen sowie Wetter war, wurde es in der Marine zum Navy Blue. Indigo gibt bis heute den Ton für die Arbeitshose des 19. Jahrhunderts vor, die Blue Jeans.
Farben, Muster und Materialien verbreiten sich über Länder- und Kulturgrenzen hinweg und beeinflussen so ganz unterschiedliche Kulturen, wie z. B. der Spitz- und Kielbogen als architektonisches Element, dessen Ursprung nicht vollständig erforscht ist, so dass seine Herkunft auf frühe islamische Bauten, etwa die Kairoer Ibn-Tulun-Mosche aus dem 9. Jhd. – die interessanterweise von einem christlichen Architekten erbaut wurde – oder die große Moschee von Cordoba aus dem 8. Jhd. zurückgeht. Die islamische Architektur des Spitzbogens hat ein assyrisches Vorbild aus dem Ende des 7. Jhd. v. Chr., den Spitzbogen des Königspalastes von Sargon II von Dur-Sharrukin in Khorsabad im jetzigen Nordirak, s. Abb. mit von mir eingefügter blauer Halbkreislinie und darüber liegender Kontur, um zu zeigen, dass es ein Spitzbogen ist. Fotografie Gabriel Tranchard 1853 aus: Ausstellungskatalog Louvre 1994, Département des Elisabeth Fontan. Quelle Wikipedia [Zugriff: 7.9.2024] Allerdings hat die gotische Architektur aus dem assyrisch-islamischen Portal- und Nischenbogen einen Fensterbogen entwickelt, der in der östlichen Architektur kaum oder gar nicht zu finden ist. Einflüsse sind also nicht nur einfache Übernahmen, sondern oft auch Rekontextualisierungen, Umwandlungen und Weiterentwicklungen. Dennoch fasziniert mich die Vorstellung, dass jedes gotische Portal oder Fenster letztlich auf eine Form, den Spitz- oder Kielbogen Abb.: Minaret and Waschungsbrunnen (sabil) der Ibn Tulun Moschee im 9. Jhd begonnen. Quelle aus der assyrischen und islamischen Architektur verweist, wie die Kathedrale von St. Denis, deren Architektur nach dem Umbau durch Abt Suger ab 1140 als erster Kirchenbau gilt, in dem alle Elemente gotischer Architektur zum ersten Mal eingesetzt worden sind. Abb.: Apsis der Kathedrale Saint Denis, Paris. Durch das Triforium und den Lichtgaden einfallendes Licht. Quelle
”Blue Jeans represent democracy in fashion“
Giorgio Armani, zit. n.: The secret lives of colour, S. 192. Kassia St. Clair, John Murray Publishers: London 2018.
Kulturen sind über den Austausch von Farben, Objekten und Nutzungsweisen miteinander verbunden
Cultural CHange
Farb-, Material- &Nutzungskultur
Als Designer arbeiten wir mit Gestaltungselementen, die Teil eines Repertoires aus verschiedenen Kulturen sind und deswegen nicht nur individuelle, persönliche Erinnerungen hervorrufen, sondern auch kulturell geprägte. Um zu verstehen, wie Farben, Formen, Materialien usw. wirken, hilft es zu untersuchen, welche Geschichte, Kultur und Assoziationen sie mitbringen, in einigen Fällen auch weiterhin vermitteln oder welchem Bedeutungswandel sie unterliegen.
Farbkultur
Bei Farben, die Moden folgen, ändern sich die Bedeutungen und Zuschreibungen schneller und of auch innerhalb einer Kultur: Die bis heute gelebte Zuschreibung der Farbe Pink für Mädchen und Blau für Jungen war noch weit bis ins 20. Jhd. hinein genau umgekehrt:
”In an article about baby clothes in the New York Times in 1893 the rule stated was that you should ‘always give pink to a boy and blue to a girl’.“
The secret lives of colour, S. 115. Kassia St. Clair, John Murray Publishers: London 2018.
Wohnkultur
Beispielsweise ist die Wahrnehmung eines Raumes, die Art wie wir ihn nutzen und welche Objekte und Einrichtungselemente eingesetzt werden, abhängig von der Kultur in der wir aufgewachsen sind.
Da ich seit meiner Kindheit meine Familie in Kolkata besucht habe, sind mir einige Unterschiede in der Wohnkultur zwischen Westbengalen und Deutschland, in dem ich geboren bin, vertraut. Als Interior Designer verfolge ich den Wandel der indischen Wohn- und Einrichtungskultur:
Küche
Ich erinnere mich an die Küche meiner Tante in Kolkata, dort gab es außer einer Spüle, keine Arbeitsfläche, Tische oder Stühle, weil der Boden – den auch ich nicht betreten durfte – die Arbeitsfläche war. Gekocht wurde auf dem Boden, die gesamte Zubereitung fand dort statt, das Schneiden von Obst und Gemüse usw. Geschnitten wird – auch oft heute noch in traditionelleren Küchen und Kochsituationen – nicht mit dem Messer in der einen Hand und dem Gemüse in der anderen, sondern mit einem Messer (Boti), dass auf einem Holzblock befestigt auf dem Boden steht, mit den Füssen gehalten wird und an dem das Gemüse entlang der Klinge zum Schälen und Kleinschneiden geführt wird. Der Boden war ein dunkler anthrazitfarbener glatter und polierter Estrich auf dem sich das farbige Gemüse und andere Zutaten abhoben, sodass man sofort sieht wo etwas liegt.
Wohnzimmer
Zum Beispiel das Wohnzimmer, dass oft auch ein Schlafzimmer war und das große Familienbett, das tagsüber als Sofa genutzt wurde und auf dem buchstäblich die ganze Familie zusammen kam. Für viele Mittelklassefamilien, die heute in größeren Wohnungen mit weniger Kindern leben, hat sich die Situation geändert, das Wohnzimmer mit Sofa, das Esszimmer und Kinderzimmer gehören jetzt dazu. Grundsätzlich findet kaum mehr etwas auf dem Boden statt, während meine Onkel und Tanten kein Problem damit hatten, sich im Schneidersitz auf den Boden zu setzen, wenn nicht genug Platz auf dem Bett oder Sofa war, gibt es heute genug Plätze und das Wohnen findet auf einer buchstäblich höheren Ebene statt.
Möblierung
Die Möbel, die z.B. von dem populären indischen Startup Urban Ladder angeboten werden, orientieren sich zum größten Teil an westlichen Vorbildern und Designklassikern. Die Öffnung Indiens, die zahlenmäßig große Mittelklasse und das Streben nach westlichen Produkten hat dazu geführt, dass sich die komplette Wohnkultur zumindest der Mittelklasse, die es sich leisten kann radikal gewandelt hat in Richtung einer stark von westlichen Einflüssen geprägten Nutzungsweise und Objektwelt.
Einflüsse
Umgekehrt ist der Westen und besonders das koloniale Europa stark von Objekten, Farben, Mustern und der Handwerksqualität u.a. aus Indien beeinflusst worden, bis zu dem Grad, dass die Ursprünge vergessen sind und Farben wie Ultramarin, Khaki, das Paisleymuster, der Spitzbogen oder der Bungalow als westliche Typologien oder der Oberlippenbart als originär europäisch, britisch etc. verstanden werden. Hier wir nicht gegen oder für das Thema Multikulturalität argumentiert, sondern festgestellt, das sich die Kultur von Menschen per se aus multikulturellen Einflüssen zusammensetzt also immer eine vielfätige Mischkultur ist.
Für das Design, dass diese Einflüsse als Gestaltungselemente einsetzt, ist die Aufmerksamkeit für den kulturellen Kontext entscheidend, wenn es einen positiven Einfluss auf das Zusammenleben von Menschen haben will.
In ihrem Kapitel über den langen Weg der Gabel in die Esskultur Europas schreiben Ilija Trojanow und Ranjit Hoskote über den kulturellen Aneignungsprozess:
„Wie die Gabel so gibt es noch viele weitere kulturelle Importe – Zahnpasta und Zucker, Kaffeehäuser und Gärten, Teppiche und Parfums, Brunnen und Bibliotheken –, die aus anderen Ländern in den Westen kamen und jetzt als >ureuropäisch< gelten. Gegenstände werden zwar nicht im gleichen Maße wie Ideen, Geschichten, Lieder und Bilder adaptiert, aber auf ähnliche Weise übernommen. Anfänglich begegnet man ihnen mit Argwohn und betrachtet sie als zweifelhafte Segnungen. dann folgt die vorsichtige Akzeptanz. Und schließlich wird das einstmals fremde begeistert vereinnahmt, bis die fremde Herkunft völlig in Vergessenheit gerät. Ein notwendiger und gesunder Prozess, wäre da nicht der Umstand, daß man die Zinken der Gabel gern dazu benutzt, auf das andere einzustechen.“
Kampfabsage – Kulturen bekämpfen sich nicht, sie fließen zusammen, S. 39. Ilija Trojanow u. Ranjit Hoskote, Fischer: Frankfurt M. 2017.
”always give pink to a boy and blue to a girl“
New York Times, 1893 zit. n.: The secret lives of colour, S. 115. Kassia St. Clair, John Murray Publishers: London 2018.
Design kann über Gestaltungselemente aus unterschiedlichen Kulturen Verbindungen schaffen
Cultural object
Andaluz Hocker & Beistelltisch
Andaluz verbindet architektonische Elemente des Ostens mit kulturellen Symbolen des Westens. Andaluz schafft in Form eines Hockers und multifunktionalen Beistelltisches eine Brücke zwischen Menschen, Kulturen und Lebensweisen, die sich über Jahrhunderte gegenseitig beeinflusst haben. Al-Andalus ist der Name eines Staatsgebietes auf der iberischen Halbinsel in dem Christen, Juden und Moslems bis ins 15. Jhd. zusammengelebt haben.
Andaluz Collectible No 5 in Calacatta Viola
Einzigartig ist die Variante aus einem charaktervollen Calacatta Viola Marmorblock geschnitten, gefertigt von einer alten sizilianischen Marmormanufaktur. Das aufwendige Finish der Oberfläche kann nur per Hand nachgearbeitet und poliert werden, die feine Äderung des Calacatta Viola Marmors changiert von hellen bis dunklen violettfarbenen Adern, die sich von dem hellen Marmor abheben und wie die topografische Karte eines unentdeckten Landes über das Objekt mäandern.
”It is all about bringing the stone`s beauty and character to life.“
”inspired by 2cultures“
Design & Copright by Boris Bandyopadhyay, 2024
Was verbindet /trennt 2 Kulturen?
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